Menschen bilden sich ja gerne ein, dass sie die Krönung der Schöpfung sind oder für alle Theorieanhänger- die Sieger der Evolution.
Sie meinen, weil sie sprechen können, sind sie anderen Wesen überlegen. Die sprechenden Zweibeiner können einen Lautschwall erzeugen, der Inhalt vermittelt. Ja gut, dass können Tiere auch. Aber Menschen können über Dinge oder Vorgänge sprechen, die nicht anwesend sind und auch Vergangenes und Zukünftiges kann benannt werden. Das ist doch herausragend, fand mein Linguistik- Professor.
Tieren wird diese Gabe abgesprochen. Bewiesen ist da für mich noch nichts. Tiere machen das vielleicht auf eine Art, die die Menschen von heute einfach nicht verstehen. Unser Hund Wotan zeigt zukünftiges Eintreffen seines Menschen Rico zum Beispiel an, indem er zur Tür geht, obwohl er ihn noch nicht gehört oder gesehen hat. Aber was ist das schon- er kann ja nicht sprechen.
Und die Sprache ist doch das Wichtigste in der Kommunikation. Überall werden Wörter benutzt. Sei es in der Öffentlichkeit oder im Privaten.
Die Wörter stecken sogar in den Köpfen der Menschen und zwar in Form von Gedanken. Manch einer hat da nie Ruhe vor seiner eigenen Plapperei.
Die menschliche Lautsprache ist also unglaublich wichtig für unseren Informationsaustausch mit der Umwelt und wir stehen damit ganz oben auf dem Treppchen der Lebewesen?
Moment mal. Wissenschaftler wollen festgestellt haben, dass der Inhalt, der durch Wörter gestaltet wird, nur recht wenig in einer Kommunikation ausmacht. Bei Burgoon, 1994 finden wir Angaben von 35 bis 40 Prozent, andere Wissenschaftler sprechen gar von nur sieben Prozent. Mein Vater würde dazu sagen, das hat sich so ein Verschwörungstheoretiker in seiner Berliner Ein-Zimmer-Wohnung ausgedacht- aber nein, es waren echte Wissenschaftler.
Die Benutzung von Wörtern-unser menschliches Alleinstellungsmerkmal- soll nicht das Wichtigste in der Kommunikation sein? Erzählt das bloß nicht euern Kindern, wenn sie auf dem Weg zum Deutschunterricht sind.
Was sind denn nun die anderen aufschlussreichen Signale in einer Kommunikation zwischen Menschen?
Es sind die nonverbalen Ausdrücke, die -ebenso wie das gesprochene Wort- der Informationsvermittlung dienen. Dazu gehören Mimik, Gestik, Berührungen, Körperbewegungen, Haltung, Körperinszenierung (Kleidung, Frisur, Schmuck, Tätowierungen usw.) und ebenfals Tonfall, Klangfarbe und Lautstärke der Stimme. Hierbei sei angemerkt, dass es interessante Untersuchungen zur Klangfarbe der Stimme gibt. Besonders die Stimmhöhe beeinflusst, wie wir den sprechenden Menschen wahrnehmen. Tiefe Stimmen stehen für Stärke und Kompetenz. Frauen vermuten hinter tiefen Männerstimmen zudem die attraktiven Kandidaten. Bei Männern galt bislang, dass sie hohe Frauenstimmen den hübschen Mädels zugeordnet haben- diese Aussagen geraten durch neue Untersuchungen aber ins Wanken.
Die Stimmhöhe kann auf jeden Fall gezielt eingesetzt werden. Im Umgang mit Kindern und Hunden hole ich gern meine hohe Stimme raus, denn sie klingt nett und symphatisch. Wenn es sein muss, gibt es aber auch den Bariton.
Nonverbale Kommunikation kann Inhalte vermitteln, wie bei der Gebärdensprache oder bestimmten Gesten, aber sie vermittelt auch die wahren Gedanken, Gefühle und Absichten eines Menschen oder Tieres. Ein Mensch oder ein Tier bemerken die nonverbalen Signale- bewusst oder unbewusst.
Nonverbales Verhalten kann, wie auch das gesprochene Wort, nicht echt sein- also Unwahres darstellen. Der Absender der Information macht dir was vor- er lügt dich an. Er kann dir mit Worten ins Gesicht lügen und er kann den Kopf zu einem Nein schütteln, obwohl das nicht der Wahrheit entspricht. Aber beim Körperausdruck gibt es augenscheinliche Hinweise auf diese Lüge.
Ich würde bei dem Gegenüber, das gerade verbal mit Nein geantwortet hat und auch mit dem Kopf geschüttelt hat, auf weitere nonverbale Verhaltensweisen achten. Natürlich kann ich auch verbal nachfragen. Ich muss aber sehr gewandt sein, und ein geschickter Lügner wird sich vielleicht durch Worte nicht verraten- außer er muss mir seine Geschichte rückwärts erzählen.
Bei der Körpersprache, wie nonverbale Kommunikation auch genannt wird, darf ich mich natürlich nicht dazu hinreißen lassen, an nur einem oberflächlich beobachtetem Ausdruck weitführende Interpretationen zu starten. Ich finde durch das Beobachten sicher nicht auf Anhieb die Motivation, also das Motiv. Aber ich erkenne Veränderung von Verhalten und kann diese Veränderungen bestimmten Gefühlsregungen zuordnen. Ein plötzlich wippender Fuß, ein plötzlich zusammengekniffener Mund, ein plötzlich lachender Mund (echtes oder falsches Lachen) usw. sind deutliche Signale in einer Kommunikation, die mir zeigen, wie es meinem Gegenüber in unserem Informationsaustausch geht.
Nehmen wir nochmal das Beispiel von dem kopfschüttelnden Neinsager heran. Beobachtet man, dass er zeitgleich und synchron zu der verbalen "Nein-Äußerung" seinen Kopf schüttelt, kann man davon ausgehen, dass er die Wahrheit spricht. Beobachtet man aber, dass die Kopfbewegung verzögert abläuft oder erst nach dem Sprechen einsetzt, haben wir es hier eventuell mit einer Lüge zu tun.
Der interessante Ansatz, der hier verfolgt wird, erfolgt auf der Berücksichtigung der Funktion des limbischen Gehirns, sowie der entsprechenden Signale für Behagen und Unbehagen. Durch Gehirnscanning und Neuroimaging haben Wissenschaftler diese Interpretationen von Verhaltensweisen bestätigen können. Allerdings gehen auch einige Wissenschaftler davon aus, dass die Körpersprache überbewertet wird.
Auch hier gilt, jeder muss sich selbst darüber Gedanken machen, ob er mit dem Thema in Resonanz geht oder nicht.
Das limbische System unseres Gehirns spielt die entscheidende Rolle beim Ausdruck nonverbalen Verhaltens. Unsere Überlebensreaktionen sind tief in diesem System verwurzelt. Diese Reaktionen sind nicht erlernt oder anerzogen- sie sind einfach da. Dadurch können Verhaltensweisen beobachtet und entschlüsselt werden, wenn sie sich körperlich zeigen. Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache manifestieren sich die Körperausdrücke ohne dass man auch nur einen Gedanken daran verschwendet- sie geschehen sozusagen automatisch und sind damit ehrlich. Ganz im Gegenteil zu dem neuesten Teil unseres Gehirns, dem Neocortex. Er ist unser bewertendes, kreatives Gehirn. Der Neocortex ist der Teil des Gehirns, der am wenigsten ehrlich sein kann.
Bevor man mit dem Hund richtig nonverbal kommunizieren kann, muss man sich seiner eigenen Körpersprache bewusst sein.
Ich spreche das hier so deutlich an, weil meine Erfahrungen mir zeigen, dass die meisten Menschen sich nicht klar sind, was ihr Körper anderen Menschen oder Tieren erzählt. In der Annahme, dass ihr gesprochenes Wort das Entscheidene in der Kommunikation ist, vernachlässigen sie, zu überprüfen, ob ihr Körper das Selbe erzählt. Ich beobachte jeden Tag, das das Gesprochene oftmals nicht mit der inneren Einstellung zusammenpasst.
Hier mal ein Beispiel, dass ich oft beobachte.
Zwei Menschen sprechen miteinander und ich sehe, wie die Füße des einen Gesprächspartner ihre Stellung dahingehend verändern, dass sie in Richtung Ausgang eines Raumes zeigen. Es wird zwar anstandshalber weitergesprochen, aber der mit der abgewandten Fußstellung hat eigentliche keinen Bock mehr auf die Kommunikation. Natürlich ist er unehrlich, denn er sagt ja nicht, dass er jetzt gehen will. Aber in der heutigen Zeit gilt ja so vieles, was man selber will, als unhöflich und deshalb wird es ertragen. Der Körper spricht trotzdem die Wahrheit.
Nun stellt euch einen Hund vor, der das beobachtet. Er muss denken, dass der mit den abgewandten Füßen ein wenig durch den Wind ist. Er ist nicht authentisch- denn er bleibt stehen, obwohl er gehen will. Wenn das dann auch noch der Mensch dieses Hundes ist, übernimmt das Tier vielleicht die Klärung. Er sorgt auf seine Art dafür, dass sein Mensch endlich gehen kann- aber das ist ja dann Problemverhalten des Hundes.
Ich fasse zusammen: Hunde kennen die Körpersprache von anderen Wesen. Der Mensch ist der Körpersprachenlegastheniker.
Wer sich mit seinem Hund gut unterhalten möchte, tut gut daran, sich als erstes mit seiner eigenen Körpersprache zu beschäftigen. Einfach irgendwelche Gesten oder körpersprachlichen Ausdrücke anzuwenden, die nicht die eigene innere Einstellung vertreten, bringt nichts-die Kommunikation mit euerm Hund wird dadurch nicht besser. Zumal Kommunikation mit deinem Hund keine Einbahnstraße ist- es soll ein Informationsaustausch sein bei dem die Belange von beiden Seiten angemessen berücksichtigt werden.